Textatelier
BLOG vom: 03.04.2013

Feuer und Flamme für Osterfeuer! Sicherheit vor Tradition

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein D
 
Am Vorabend zu Ostern versammelten sich viele Menschen um einen grossen Stapel Äste, Reisig; manchmal lag auch noch ein Weihnachtsbaum dazwischen. Oft war dieser Stapel in Reichweite zur Feuerwache errichtet. Die Feuerwehrautos standen dann nebenan auf dem Parkplatz. In der Wache spielte eine Musikgruppe, es gab etwas zu essen und zu trinken. Und dann machten die Feuerwehrleute das Gegenteil von dem, was sie normalerweise tun: Sie zündeten den Stapel an. In diesem Jahr war das nicht immer einfach. Manchmal lag noch Schnee auf den Wiesen und Feldern; das Reisig war feucht. Die Männer nahmen einen Bunsenbrenner und fachten das Feuer von unten aus an. Sie versuchten es an verschiedenen Stellen. Es dauerte eine Zeitlang, bis das Feuer loderte. Der Rauch stieg kerzengerade in den Himmel. Danach sah man eine Feuersäule, die himmelwärts flackerte. Die Zuschauer standen in gebührendem Abstand um das Feuer herum, das langsam Wärme verbreitete.
 
In den Wochen vor Ostern wurde in den niederländischen Nachrichten verkündet, die Osterfeuer müssten in verschiedenen Orten in diesem Jahr ausfallen. Zu trocken war die Luft, zu gross war die Gefahr, dass das Feuer auf benachbarte Gebäude übergreifen könnte. Es wurde an verschiedene Grossfeuer erinnert, die einige Orte im vergangenen Jahr heimgesucht hatten. Sicherheit gehe vor Tradition.
 
Die Absage war eine Meldung wert. Ein Ereignis abzusagen, dass traditionell jedes Jahr durchgeführt wird, wiegt schwer.
 
Feuer ist eines der 4 Ur-Elemente, neben Wasser, Luft und Erde. Feuer fasziniert.
 
Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht. Doch furchtbar wird die Himmelsmacht, wenn sie der Fesseln sich entrafft, einhertritt auf der eigenen Spur, die freie Tochter der Natur.“
 
Und ein paar Zeilen weiter wird die Katastrophe geschildert: „Flackernd steigt die Feuersäule durch der Strassen lange Zeile, wächst es fort mit Windeseile, kochend wie aus Ofens Rachen glüh’n die Lüfte, Balken krachen, Pfosten stürzen, Fenster klirren, Kinder jammern, Mütter irren, Tiere wimmern unter Trümmern. Alles rennet, rettet,  flüchtet, taghell ist die Nacht gelichtet.“
 
„Die Glocke“ von Friedrich Schiller beschreibt die beiden Seiten des Elements sehr eindrücklich.
 
Feuer hat schon immer die Menschheit fasziniert. Feuer wärmt, mit Feuer wird das Essen zubereitet, mit Feuer wird Eisen und Stahl geschmiedet. Feuer vernichtet Leben, ganze Städte, Wälder und Landschaften. Lange hat es gedauert, bis die Menschen es selbst entzünden konnten, es gezähmt haben, aber oft lässt es sich nicht beherrschen.
 
Feuer war den Menschen schon immer ein Rätsel. Und ein Rätsel war immer ein Anlass, es überirdischen Kräften zuzuordnen. So gibt es keine Religion, die sich nicht zum Feuer bekennt, es zu einer Gottheit macht oder mindestens zur Begleiterscheinung Gottes.
 
Das Osterfeuer ist vorchristlichen Ursprungs. Es sollte den Winter vertreiben, den Frühling begrüssen. Das Licht des Feuers steht für Umwandlung, Reinigung, Macht, Erkennen oder für die Leben spendende Kraft der Sonne.
 
Naturkräfte zeigen der Menschheit immer wieder, dass sie nicht „Herr im Haus“ sind; sie wüten immer wieder und lassen sich meistens nicht beherrschen. Das Feuer gehört dazu.
 
Ich bin Feuer und Flamme für Feuer und hoffe, ich verbrenne mir dabei nicht die Finger!
 
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